Der Schmetterlingseffekt
ist eine schöne Metapher für neue Erkenntnisse aus dem Gebiet der Chaos und
Wetterforschung, die dem alten Paradigma des mechanistischen Weltbildes, das Jahrhunderte lang die
Welt als ein gigantisches Räderwerk betrachtete - den entgültigen Todesstoß versetzten. So verkündete im
18. Jahrhundert der französische Mathematiker Laplace, dass die Kenntnis des Ortes und der
Geschwindigkeit eines Gegenstandes ausreiche, um dessen Verhalten bis in unbestimmte Zukunft zu
bestimmen. Einen ersten Schlag gegen das Prinzip des Determinismus versetzte die Quantenmechanik zu
Beginn des 20.Jahrhunderts mit der Heisenbergschen Unschärferelation - so ist es unmöglich, gleichzeitig
präzise Ort und Geschwindigkeit eines Elektrons zu bestimmen. Der zweite und entscheidende Schlag gegen
den Mythos der totalen Berechenbarkeit in der Physik kam mit der Entdeckung des Prinzips » Kleine
Ursache, großen Wirkung «. Führen wir uns vor Augen, was geschieht, wenn von einem Baum zwei Blätter
mit derselben Geschwindigkeit an fast genau dieselbe Stelle in einen Fluss fallen. Obwohl die
Anfangsbedingungen für beide Blätter fast identisch sind, dauert es nicht lange, bis diese weit voneinander
entfernt im Wasser treiben. Die Tatsache, dass kleine Unterschiede im Ort oder in der Geschwindigkeit zu
Beginn der Bewegung zu völlig verschiedenen Ergebnissen führen können, ist ganz wesentlich und zeigt sich
in allen chaotischen Systemen. Etwa beim Wetter: So versuchte der amerikanische Meteorologe Lorenz zu
Beginn der 60ziger Jahre zu verstehen, warum langfristige Wettervorhersagen häufig nicht zutreffen, obwohl
die Bewegung der Wolken etc. sich durchaus mit Gleichungen beschreiben lassen. Lorenz wagte es, die
Entwicklung des Wetters in der Atmosphäre auf ein Modell mit drei einfachen Gleichungen zu reduzieren.
Überraschenderweise fand er, dass die Lösungen seines Modells, ebenso wie das Wettergeschehen, schon
bei geringfügigen Änderungen der Startbedingungen zu völlig verschiedenen Endzuständen gelangten. Da im
Prinzip der Flügelschlag eines Schmetterlings ausreichen kann, um den Verlauf des Wetters zu beeinflussen,
sprechen die Chaosforscher deshalb auch vom "Schmetterlingseffekt". Plakativ formuliert: »Ein
Schmetterling in Indonesien ist durch einen Flügelschlag fähig einen Schneesturm in Alaska
auszulösen«. Diese Tatsache potenziert tatsächlich auch die Möglichkeit, dass unser Weltall durch eine
Störung bzw. zufällige Selbsterregung entstanden ist

Quelle: Die kosmische Welle - Kapitel Umwelt

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